Schulanfang meistern: Meine 5 Impulse für Eltern

Schulanfang meistern: Meine 5 Impulse für Eltern

Am liebsten hätte ich das Land verlassen.
Wäre ausgewandert. Irgendwohin, wo es keine Schulpflicht gibt.
So groß waren meine Ängste vor der Einschulung meines Sohnes.
Leistungsdruck, Bewertung & Fremdbestimmung. All das wollte ich nicht für mein Kind.

Ich wollte, dass es in Freiheit und Liebe lernen und wachsen kann.

Dass es lernt, vielmehr seinem Herzen zu folgen als den Aufforderungen einer Lehrkaft.

Leute, ich hatte solche Angst vor den Belohnungs- und Bestrafungssystemen unseres Schulsystems, dass ich mir nen Camper kaufen und abhauen wollte.

Heute schaue ich zurück auf diese Zeit und bin unglaublich dankbar, den Camper NICHT gekauft zu haben.
Ich bin geblieben. Hab mich gestellt.
Hab den Ängsten und Sorgen ins Gesicht geschaut und dabei unglaublich wichtige Dinge erkannt.

Ich bin als Mutter durch Prozesse gegangen, die nicht nur mich sondern vor allem meinen Sohn befreit haben.
Heute geht mein Sohn nämlich in eine „ganz normale“ Grundschule. 

Und das wichtigste ist: Er ist GLÜCKLICH dort.

Lange Zeit wäre das undenkbar gewesen, denn auch seine Ängste waren groß und die Schwierigkeiten aufgrund seiner Neurodivergenz riesig.
Wie unser Weg aus der Angst aussah und welche Erkenntnisse ich zum Thema Schule und Einschulung machen durfte, lest ihr hier. 

1. Deine Schulzeit ist vorbei

Die erste und wichtigste Erkenntnis, die ich machen durfte, war gleich ein großer Gamechanger für mich.
Ich habe erkannt, dass meine eigene Schulzeit NICHTS - und zwar rein gar nichts - mit der Schulzeit meines Kindes zu tun hat.
Unsere Kinder machen EIGENE, neue und FREIE Erfahrungen.
Gleichzeitig tragen wir Eltern alles, was wir SELBST einmal erlebt haben, in einem unsichtbaren Rucksack mit uns herum.

Und so kann es passieren, dass wir unsere eigenen Erfahrungen unbewusst auf unsere Kinder projizieren.

Nur weil wir SELBST einmal unangenehme Gefühle hatten, als wir vom Mathelehrer an die Tafel gebeten wurden, heißt das nicht, dass unser Kind ähnliche Dinge erleben wird.
Und selbst WENN es ähnliche Dinge erlebt: Unsere Kinder sind nicht WIR.
Sie empfinden, handeln, denken und reagieren anders als wir es einst taten.
Manche Kinder sind sehr sensibel wenn es um Bewertung und Leistungsdruck von Außen geht.
Andere haben eine große innere Stabilität und empfinden Situationen, die uns einst überforderten als völlig machbar.

Lasst uns unseren Kindern die Freiheit schenken, sie SELBST zu sein.

Denn: Unsere Kids spüren unsere Projektionen. 

Sie spüren die Ängste im Raum - sie spüren unsere Vorsicht, unsere Einstellung und unsere Wertung.
Sie spüren, was wie wir über dieses Bildungssystem, die Schule und die Lehrkräfte vor Ort denken.

Sie spüren unsere Vorsicht ODER unser Vertrauen.
Sie spüren Sicherheit ODER Widerstand.
Wenn wir also wollen, dass unsere Kinder frei, mutig und stark ihren Weg in Richtung Schule gehen, dürfen wir uns zuallererst selbst reflektieren:

Was haben WIR SELBST in der Schulzeit erlebt?

Welche Erfahrungen haben uns geprägt? Und welche tiefen Glaubensmuster projizieren wir eventuell auf die Lebensrealität unseres Kindes?
Es ist nie zu spät, sich mit der eigenen Kindheit auseinanderzusetzen und die vergangenen Erfahrungen loszulassen.
So können wir unsere Kinder dabei unterstützen, ihren EIGENEN Weg zu gehen. 

2. Lass los

Der erste Schultag ist ein ganz besonderer Tag im Leben vieler Familien.
Was in Kita-Zeiten noch gang und gäbe war, ist spätestens an Schultag 1 vorbei:
Es gibt keine Eingewöhnung, keine Kontrolle - Die Tür ist zu und der Unterricht beginnt. ZACK.

Was wird mein Kind im Klassenraum erleben? Fühlt es sich wohl?
Traut es sich, zu sagen, wenn es auf die Toilette muss?
Wie geht die Lehrkraft mit der Klasse um? Wird sie die Bedürfnisse meines Kindes sehen?

Uns Eltern bleibt zur Einschulung unserer Kids nur eine Wahl und die heißt LOSLASSEN.
Loslassen und vertrauen, dass unsere Kinder das SCHAFFEN werden.
Diese innere Haltung macht einen riesengroßen Unterschied, denn: 

Unsere Kinder erkennen sich SELBST in unserem BLICK. (read that again!)

Wenn wir unsere Kids in ihrem vollen POTENZIAL sehen - wenn wir ihnen Mut machen und wirklich daran GLAUBEN, dass sie den nächsten Schritt SELBSTSTÄNDIG tun können, werden sie auch SELBST an sich glauben können.
Also, lasst uns - anstatt ängstlich vor dem Klassenraum Horrorszenarien zu durchdenken, lieber folgendes tun:

Lasst uns vor unserem inneren Auge visualisieren, wie unsere Kinder ihre volle Kraft und Stärke leben.

Stell dir vor, wie dein Kind über sich selbst hinauswächst, wie es mutig und selbstbewusst mit der Lehrkraft spricht.

Stell dir vor, wie es zu sich selbst steht, wie es seine Herzenswahrheit spricht und sein volles Potenzial entfaltet.

Und denk immer dran: In deinem Kind steckt ein Universum an Fähigkeiten.

Es schafft das und DU kannst ihm helfen, an sich selbst zu glauben, indem DU an es glaubst!

Darf dein Kind seinen Weg gehen?

Interessanterweise ist das Thema LOSLASSEN hier noch nicht abgeschlossen.
Denn nicht nur du - sondern auch DEIN KIND darf zum Zeitpunkt der Einschulung ein Stück mehr loslassen.

Und vor allem darf es: Einen nächsten Schritt auf SEINEM Weg gehen.
Manchen Kindern fällt das schwer - klar: Groß werden kann Angst machen. Neue Schritte dürfen achtsam begleitet werden und Kinder brauchen elterliche Sicherheit, um zu wachsen.

Gleichzeitig gibt hier aber noch einen anderen - etwas versteckteren -Aspekt zu beachten, der mir in meiner Arbeit im systemischen Familiencoaching unglaublich oft begegnete:

Viele Kinder trauen sich nicht, den nächsten Step in Richtung Selbstständigkeit zu machen, weil sie sich auf unbewusster und versteckter Ebene für ihre Eltern verantwortlich fühlen.

Ich weiß, das ist erstmal schwer vorstellbar - doch die Erfahrung zeigt, dass in vielen Familiensystemen Verstrickungen laufen, in denen Kinder das Gefühl entwickeln, eine Verantwortung für Mama oder Papa zu tragen.

Und genau DIESE falsche Verantwortung kann dann dem Schulbesuch im Wege stehen.

Denn wenn dein Kind - auf versteckter Ebene - das Gefühl hat, für dich da sein zu müssen, wird es logischerweise ungern den gesamten Vormittag in der Kita oder Schule verbringen.

Die Frage lautet also: Darf dein Kind seinen Weg gehen? 

Kann es loslassen? 

Spürt es, dass du stabil und in deiner vollen Verantwortung für dich selbst bist?
Weiß dein Kind: „Mama und Papa schaffen das schon alleine und ich darf ganz beruhigt zur Schule gehen?“

3. Hol dir deine Power zurück

Lasst uns an dieser Stelle mal einen Blick in die Vergangenheit werfen:

Seit Generationen wachsen Kinder in dem Glauben auf, dass „die Großen“ das SAGEN haben und sie selbst hilflos ausgeliefert sind.
Je weiter wir in unserer Geschichte zurückschauen, desto extremer war es:
Unsere Großeltern haben in der Schule beispielsweise noch körperliche Gewalt erfahren.
Was das jetzt mit der Einschulung deines Kindes zu tun hat? Ganz klar:
Trauma kann von Generation zu Generation vererbt werden und deshalb ist in vielen von uns diese „Ohnmacht dem System gegenüber“ fest verankert, obwohl sie schon längst nicht mehr unserer Realität entspricht.

Wir leben nicht mehr in der Realität unserer Großeltern!

Wir leben in einem Bildungssystem, das zwar DEFINITIV Veränderung bedarf - in dem wir uns aber trotz allem frei bewegen dürfen. 

Wir sind nichts und niemandem in diesem System „ausgeliefert“.

Keiner Schulleitung und keiner Lehrkraft der Welt.

Sollte unser Kind in der Schule negative Erfahrungen machen, haben wir Mittel und Wege dagegen vorzugehen. 

Wir können Gespräche mit Lehrkräften führen. Wir können für die Bedürfnisse unserer Kinder einstehen UND wir können die Entscheidung treffen, unser Kind auf eine andere Schule zu schicken, sollten die Umstände unhaltbar sein.

Es hilft ungemein, wenn wir uns dieser Power bewusst werden. Das schenkt Sicherheit und Handlungsspielraum und trägt dazu bei, dass wir loslassen können, da wir immer wissen: WENN etwas ist, kann ich HANDELN.

4. Öffne dich für die Lehrkraft deines Kindes

 

Es ist so wichtig, dass wir die Ängste und Traumata der Vergangenheit loslassen. 

Nur so können wir uns nämlich wirklich für die Lehrkraft unseres Kindes öffnen - und das ist ein wesentlicher Schritt dabei, eine gute Beziehung zu ihr aufzubauen. Und DAS ist wesentlich!
Immerhin bist du so eng mit deinem Kind verbunden, dass es spüren wird, wie DEINE Haltung gegenüber seiner Lehrkraft ist.
Wenn DU der Lehrerin deines Kindes misstrauisch gegenüber stehst, wird auch dein Kind eventuell Schwierigkeiten haben, in Beziehung zu gehen.

Pro Tipp: Suche den Kontakt zur Lehrkraft deines Kindes. Teile dich auf Augenhöhe und ohne Vorbehalte mit.

Versuche, Verständnis und Empathie aufzubringen und sucht gemeinsam nach Lösungen, anstatt euch mit Vorurteilen und Ängsten gegenüberzustehen.

5. Dein Kind darf Erfahrungen machen

Unsere Kinder sind nicht hier, um in Watte gepackt durch ein utopisches Schlaraffenland zu wandeln.

Sie sind hier, um Erfahrungen zu machen - und ja - diese Erfahrungen DÜRFEN gemacht werden, auch wenn sie unangenehm sind.
Nicht falsch verstehen - es geht natürlich nicht darum, dein Kind in unangenehmen Situationen alleine zu lassen!
Es geht auch nicht darum, ungerechte oder gewaltvolle Situationen geschehen zu lassen!
Es geht vielmehr darum, zu akzeptieren, dass du dein Kind nicht vor DER BÜHNE NAMENS LEBEN beschützen kannst.
Alles, was du tun kannst, ist Backstage zu stehen und DA ZU SEIN, wenn es Herausforderungen gibt.
Du kannst diese Herausforderungen nicht weg zaubern, nicht verhindern, denn:

Kein Leben ist immer einfach.

Keine Schulzeit verläuft ohne Reibung und Erfahrung.
Das Wichtigste ist, dass unsere Kinder wissen: Egal, was ich da draußen in der Welt erfahre - ich kann immer, wirklich IMMER nach Hause kommen und meinen Eltern davon erzählen.

Gemeinsam finden wir Lösungen und Mama und Papa zeigen mir, wie ich die Hürden dieser Welt meistern kann.

Egal, ob dein Kind mit Bewertung, Leistungsdruck, Mobbing oder ungerechtem Lehrkraft-Verhalten konfrontiert ist:
Wenn dein Kind Zuhause eine friedvolle Basis hat - wenn du da bist und deinem Kind zeigst, dass es wundervoll ist - so wie es IST - wird dein Kind an möglichen Negativerfahrungen aus der Schulzeit nicht zerbrechen.
Vielmehr wird es sehen, was in diesem System noch VERBESSERT werden darf.
Und irgendwann - wenn es erwachsen ist - hat es die Chance, TEIL dieser Veränderung zu sein.

Deine Mira

PS: Wie du dein Kind konkret in der Schul- und Vorschulzeit unterstützen kannst, erzähle ich dir in einem kostenlosen Livestream am 30.07. um 20:30 Uhr.

Wenn du dabei sein möchtest, kannst du dich über dieses Formular anmelden:

Ich würde mich mega freuen!